Ach, irgendwie sozial eingestellt war ich schon immer. Hilf den Schwachen! Dulde keine rassistischen Sprüche (und seien sie noch so unbewusst) in Deiner Umgebung! Füge keinem Lebewesen Schmerz zu! – An das alles habe ich mich schon immer mehr oder (in schwachen Momenten) minder gehalten. Aber: Der eigentliche Beginn meines neuen Weges begann mit einem Referat, das meine Tochter in der Schule halten sollte. Thema: Schokolade. Fein, dachten wir, da kann man leckere Bildchen verwenden, die Geschichte der Schokolade erzählen, bei den Azteken verweilen und eine gute Note einheimsen. Bei den Recherchen stießen wir schnell auf entsetzliche Fakten: Kinderausbeutung, giftige Dämpfe bei Kakaoanbau, unsägliche Verhältnisse – das alles, damit in westlichen Ländern billige Schokolade die verwöhnten Gaumen erfreut! Das Referat fiel anders aus als vermutet (eine gute Note und ein Schulplakat gab es dennoch), aber ich war nun endgültig infiziert von den immer lauter werdenden Fragen: WAS nasche ich eigentlich? WELCHE Kleidung trage ich? Welche MENSCHEN produzieren all diese Dinge, die mich umgeben?
Einer, der sich – zumindest in Sachen Nahrung – die gleichen Fragen gestellt hat, ist Jonathan Safran Foer. In „Tiere essen“ begibt er sich mal mehr oder weniger akribisch auf die Spur dessen, was letztendlich auf Grills, Tellern und in menschlichen Mägen landet. Die Fakten sind entsetzlich. Tiere werden aufs Grausamste gequält, misshandelt und brutalst getötet. Pro gelesenem Kapitel habe ich auf einen Teil meiner bisherigen Nahrung verzichtet. Wer einmal gelesen hat, WIE Tunfisch gefangen und gemeuchelt wird, isst keinen mehr. Ganz simpel. Mir jedenfalls geht es so. Schwein – passé. Huhn und Pute erst recht. Die Liste ließe sich fortsetzen. Das Problem ist nämlich, dass man, lebt man in einer Großstadt, überhaupt nicht mehr in der Lage ist zu entscheiden, welches Fleischprodukt denn nun tatsächlich korrekt die Kette bis zum Verbraucher durchlaufen hat. Biofleisch? Heißt das nicht eigentlich nur, dass die armen Viehcher Biofutter erhalten haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es korrekt zugeht bei all dem massenhaft in Supermärkten erhältlichen Biokram! Gesundes Misstrauen ist wohl aller Vegetarier Anfang.
Mein Weg führt mich weiter. Ich versuche, in den nächsten Wochen in meiner unmittelbaren Umgebung (also in und um Halle/Saale) ehrliche Erzeuger aller möglichen Lebensmittel aufzuspüren. Ob ich allerdings mittlerweile noch ein „fair“ (soweit das überhaupt möglich ist) geschlachtetes Tier essen kann, ist fraglich ...